Latein:
Haec igitur aetas prima Athenis oratorem prope perfectum tulit. Nec enim in constituentibus rem publicam nec in bella gerentibus nec in impeditis ac regum dominatione devinctis nasci cupiditas dicendi solet: pacis est comes otique socia et iam bene constitutae civitatis quasi alumna quaedam eloquentia. Itaque ait Aristoteles, cum sublatis in Sicilia tyrannis res privatae longo intervallo iudiciis repeterentur, tum primum, quod esset acuta illa gens et controversiae nata, artem et praecepta Siculos Coracem et Tisiam conscripsisse (nam antea neminem solitum via nec arte, sed accurate tamen et descripte plerosque dicere); scriptasque fuisse et paratas a Protagora rerum illustrium disputationes, quae nunc communes appellantur.
Deutsch:
Dieses Zeitalter brachte folglich als Erstes in Athen einen fast vollendeten Redner hervor. Denn weder beim Einrichten des Staates noch beim Führen der Kriege noch beim Unterdrücken und zwar bei dem Fesseln der Könige durch Gewaltherrschaft ist es gewöhnlich, dass die Leidenschaft zu reden geboren wird: Die Redegewandtheit ist eine Begleiterin des Friedens und eine Gefährtin der Musße und sie ist gewissermaßen sozusagen die Pflegetochter einer bereits gut beschaffenen Bürgerschaft. Daher sagt Aristoteles, dass, als nach der Aufhebung der Tyrannis in Sizilien die Privatbesitze nach einer langen Pause wieder vor Gericht geltend gemacht wurden, und besonders als zum ersten Mal, weil jenes Volk scharfsinnig und zur Streitigkeit geschaffen worden war, die Sizilianer Korax und Teisias diese Kunst und dessen Lehren verfasst hatten (Denn früher niemand pflegte, systematisc und kustvoll [zu reden], doch aber viele sorgfältig und geordnet redeten), über angesehenen Themen Erörterungen von Protagoras geschrieben und ausgearbeitet wurden, die jetzt Gemeinplätze genannt werden.
Anmerkungen über die Übersetzung:
Haec igitur aetas prima: prima sehe ich hier als Prädikativum (als erstes Zeitalter)
solet: könnte auch historisches Präsenz sein (wonach man mit "war gewöhnlich" übersetzen würde)
Von "Itaque ait Aristoteles..." bis zum Ende des Passages handelt sich um ein einzigen Satz, mit mehrere Nebensätze. Es war sehr schwierig, sie auf Deutsch wiederzugeben, der Sinn deute ich aber etwa wie folgt: Aristoteles sagte, dass die Erorterungen, die Protagoras schrieb, und jetzt als Gemeinplätze betrachtet werden, erst nach folgende Ereignisse geschrieben werden konnten: Nach der Beendung der Tyrannis in Sizilein (und der Rückkehr des Privatseigentumes), nachdem Korax und Teisias Schriften über der Redekunst geschafft hatten... Ich benutzte das Plsqp. in der Übersetzung um deutlich zu machen, dass der "Protagoras Nebensatz" zeitlich nach dem "Sizilien-Satz" und dem "Korax und Teisias-Satz" geschieht.
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